Das ist er also: Muhammad Yunus. Der Mann, der die Grameen-Bank in Bangladesh gegründet, Kleinkrediten vor allem an Frauen vergeben hat um so die Lebenssituation von Millionen von Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern zu verbessern. Und, der 2007 für seine Arbeit den Friedensnobelpreis erhielt.
Die Organisatoren der jährlichen indischen Microfinance-Konferenz in Delhi waren stolz, dass Yunus zugesagt hat. Denn er ist wohl mehr als ein Publikumsmagnet: Menschen verehren ihn, verdanken ihm viel und entsprechend begegnen sie Yunus auch: Sie berühren etwa seine Füße, was eine Form ist Respekt zu zeigen. Sie umzingeln ihn um ihm die Hand zu schütteln oder ein Foto mit ihm zu machen. Anfangs hab ich das doch recht befremdend gefunden, aber bei einer näheren Betrachtung des ganzen Konzepts und der Ergebnisse wird schnell klar: Mikrofinanz-Institutionen kümmern sich meist um Menschen, die sonst nicht einmal ignoriert werden.
Er ist also der Star auf der Konferenz und ich hab einen Interviewtermin mit ihm. Hieß es zuerst. Schließlich soll ich doch gemeinsam mit Ayesha und Vikash von Microfinance Focus dann den Konferenz-Report erstellen und da wären ein paar Wortspenden von Yunus schon ein netter Aufputz. Dann stellte sich heraus, dass natürlich keineswegs irgendwas wirklich ausgemacht ist bezüglich Interview. Naja, letztendlich hat es doch noch funktioniert, wenn auch unter widrigen Bedingungen, viel Gedränge, einem hohen Lärmpegel und massig Unterbrechungen. Also eine sehr indische Vorgehensweise.
Der zweite Star der Konferenz war Ela Bhatt, eine nicht minder wichtige Frau - nur hat sie eben keinen Nobelpreis. Sie ist eine Ikone der Gewerkschaftsbewegung hier weil sie erkannt hat, dass es nicht nur darum geht Industriearbeiterinnen zu vertreten, sondern auch selbständige (Textil)Arbeiterinnen. Die Konsequenz daraus war mit SEWA eine darauf spezialisierte Gewerkschaft zu gründen und den Frauen die Möglichkeit zu geben, Mikrokredite aufzunehmen. Tja, da hat wohl wer ziemlich mitgedacht. Da könnte sich manch andere ArbeitnehmerInnenvertretung bei uns noch was abschauen.
Wer das Interview lesen möchte kann das gern tun, und zwar in der aktuellen Ausgabe der Furche: „Wir haben viele Krisen“. Zusätzlich gibt es dort übrigens auch noch einen exzellenten Beitrag zu den derzeit stattfindenden Parlamentswahlen in Indien :-)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen