Donnerstag, 19. März 2009

Alles Müll

Es gibt manche Dinge im Leben hier, da denkt man (ganz europäisch) nicht mal dran, dass das ein Problem sein könnt. Die Müllentsorgung zum Beispiel. Nun ist es ja wahrscheinlich für die meisten wenig überraschend, dass es in Indien (und vielen anderen Teilen der Welt) nicht ganz so schick aufgeräumt aussieht wie im Heimatland der Millionen Mistkübel. Inder scheren sich im Alltagsverhalten recht wenig, wo sie was hinschmeissen und entsprechend sieht die Gegend auch aus. Zupapierlt. Naja, und völlig hypersensibilisiert waren wir erst einmal perplex, als zum Beispiel im Zug die Leute ihren Müll
aus dem Fenster entsorgten. Mittlerweile haben wir uns an solche Sachen gewohnt – wir legen den im Zug aufkommenden Müll auf den Boden und die Aufräum-Inder putzen den dann für uns gegen eine Gebühr von ein paar Rupees weg, schmeissen ihn fünf Meter weiter aus der Tür, aber da können wir ja dann nichts mehr dafür.

Schon größer ist das Problem, wie der Hausmüll entsorgt wird – naja, und nachdem sich Obstreste und 35 °C nicht so gut vertragen muss das auch jeden Tag sein. Anfangs wurde der Müll noch täglich direkt vor der Wohnungstür abgeholt – auf Anraten unseres Nachbarn sollten wir den Müllmann (Kabari-Wallah) einfach alle paar Wochen mit 50 Rupees oder so entlohnen. Irgendwann blieb er aber aus, und sämtliche Bemühungen einen neuen Müllsammler zu engagieren scheiterten.

Unser Alltagsberater und Troubleshooter Shashi, ein Kollege von Bernhard, hat uns aber angeboten wir könnten den Müll ruhig auch ins gegenüber liegende GP-Büro bringen. Ist natürlich ein sehr nettes Angebot, das vorallem aus Mangel an Alternativen angenommen wurde. So schleicht jeden Tag frühmorgens, wenn die Büro-Tonne am Straßenrand steht, unser Müllsack (leider nicht von allein) schnell hinaus. Etwas verschämt und verstohlen, zugegeben. Aber der Müll ist entsorgt – und zwar nicht einfach am Straßenrand, was zwar verboten aber durchaus üblich ist.

Der gesammelte Müll wird übrigens von den Kabari-Wallahs sortiert und sorgt so für ein (recht geringes Einkommen) für Millionen von Indern. Laut Economist sind es etwa 100 Rupees pro Tag und die Arbeit wird hauptsächlich von Slum-Bewohnern erledigt. Zeitungspapier bringt pro Kilo übrigens eine Rupie, Kuverts bringen vier Rupees ein.

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